Das Leben von
Robert Stevenson Smyth Baden-Powell, Lord of Gilwell
B.P., wie der Gründer der Pfadfinder später genannt wurde, hatte viele Spitznamen, z.B.: Katankya – der Mann mit dem breiten Hut, Larkwei – der Mann mit dem hocherhobenem Kopf, Impeesa – der Wolf, der nie schläft und den Namen Scherlock Holmes. Doch von seinen Neidern bekam er auch viele Schimpfnamen, wie Protektionskind, Prahlhans oder Rattenfänger.
Kindheit und Jugend
B.P. kam am 22.2.1857 zur Welt und wuchs wohlbehütet in einem feinen Londoner Viertel auf. Als er 3 Jahre alt war, starb sein Vater (Professor für Theologie und Geometrie an der Universität Oxford).
Nun übernahm sein Großvater Admiral Smyth die Rolle des Erziehers. Zu zweit gingen sie auf Streifzüge in den Londoner Hyde Park, Londons größte Parkanlage. B.P. machte es besonders Spaß, Tierspuren zu verfolgen oder Tiere aus Verstecken zu beobachten. Erstaunlich, was er für sein Alter alles herausfand, z.B. stellte er fest, dass die Frösche vor Anbruch einer Schönwetterperiode nur abends quaken und fortan überraschte er seinen Großvater mit verlässlichen Wettervorhersagen. Auch fertigten sie Karten des „Großstadtdschungels“ an und seinem Großvater fiel B.P.´s erstaunliches Zeichentalent auf.
Als sein Großvater im Jahre 1865 starb, ging B.P. alleine auf Streifzüge, doch nicht nur in den vertrauten Hyde Park, sondern in eine für ihn völlig fremde Welt: die Londoner Slums. Dort wurde er zum ersten Mal mit dem Elend konfrontiert, von dem er bis jetzt fern gehalten wurde. Er erkannte, dass sich die Bewohner der Slums am stärksten durch ihre Kleidung von den reichen Leuten unterscheiden. Dies wollte der 8-jährige B.P. später einmal ändern, er wollte den Gegensatz von reich und arm abschaffen. So schrieb er „Das Gesetz für die Zeit wenn ich einmal älter bin“. Darin heißt es: „Ich werde dafür sorgen, dass die Armen genauso reich sein werden wie wir […] Man soll Gott täglich darum bitten, so oft man kann. Aber beten allein nützt nichts, man muss das Gute auch tun.“ Dieses Vorhaben war wohl einer der wichtigsten Gründe, die ihn für die Einführung der Kluft bei den Pfadfindern bewegt hatten.
Mit 9 Jahren kam B.P. auf die Grafschaft Kent zu den Verwandten seines Vaters. Dort sollte ihm ein Pfarrer, gemäß den Gepflogenheiten der Familie, lesen, schreiben und rechnen lehnen. Außerhalb der Schulzeit streifte B.P. allein oder mit Freunden in den Hügeln, Felsen und Wäldern der Grafschaft herum. In den Ferien unternahm er mit seinen bedeutend älteren Brüdern Bootsfahrten und übernahm bald erfolgreich die Führung mit Karte und Kompass.
Mit 13 Jahre bekommt er über Beziehungen seiner Mutter den heiß ersehnten Studienplatz am Charterhouse-College. Doch er lehnt ab, er meint: „[…] Ich will nichts mit Beziehungen erreichen. Ich will einen Studienplatz durch eigene Leistung bekommen […]“ So versucht er an einem anderen hoch angesehenen College die Prüfung, besteht diese und geht schließlich doch auf das Charterhouse-College. Dort wird jedem Schüler ein etwas älteren „Fagmaster“ zugewiesen, der für seinen Schützling die Verantwortung übernimmt und ihm bei Schwierigkeiten hilft. B.P.s Fagmaster wird bald für ihn zum Vorbild, doch auch dieser lernt von ihm.
Um die Schule herum ist großer, verwilderter Park, der nun zu B.P.s Jagdgründen wird. Dort lernt er viele Dinge, die ihm später in Indien und dann in Afrika zugutekommen. In der Schule entwickelte er seine herausragende Theaterleidenschaft.
Im Jahre 1876, er war damals 19, besteht er die Abschlussprüfung mit Ach und Krach, die Aufnahmeprüfung an der angesehensten Militärakademie in England besteht er jedoch als Zweitbester und wird auf seinen Wunsch sofort nach Indien verlegt.
Abenteuer und Erfahrung
Am 6 Dezember 1871 kommt B.P. in Bombay an, von wo er sofort nach Lucknow weiterreist. Er ist überwältigt von den vielen unbekannten Eindrücken. Nach einer 12-tägigen Zugreise erreicht er Lucknow. Schon kurz nach seiner Ankunft in der Garnison beginnt der Offizierslehrgang, der 8 Monate dauerte. Die Ausbildung umfasst: Exerzieren, Schießtraining, Nahkampf, Überleben in der Natur, Signalisieren, Taktik, Ballistik und – was B.P. am liebsten war – Kundschafterwesen. Doch schon bald merkte er, dass es Meister in diesen Bereich gab, die ihm trotz seines Könnens haushoch überlegen waren. Nachdem sie einmal mit Hilfe eines jungen Einheimischen, der fließend Englisch sprach, einen vermissten Soldat wiederfanden, beschließt B.P. die indische Sprache zu lernen. Er unternimmt nun Streifzüge in die Viertel der Einheimischen und merkt bald, dass diese auf einmal freundlicher und zugänglicher sind. So lernt er das Leben und die Kultur der Inder kennen und schätzen. Doch dabei belässt er es nicht, er ermuntert englische und indische Kinder zum gemeinsamen Spiel und beobachtet, wie sie trotz ihrer unterschiedlichen Sprachen ausgelassen, ohne große Verständigungsschwierigkeiten, miteinander spielen.
Im Lager gründet er erfolgreich eine Theatergruppe um die Langeweile der Soldaten zu bekämpfen. Er wird so bald zu einem bekannten und gern gesehenen Mann der Garnison.
Als Leutnant muss B.P. aber auch vor allem Soldaten ausbilden. Dies macht er zunächst – wie üblich – für alle 40 Mann gleichzeitig. Ihm fällt jedoch bald auf, dass sich so die Initiative des Einzelnen nur sehr schwer wecken lässt. So teilte er die Kompanie in Kleingruppen, die Patrouillen ein, geführt jeweils von zwei besonders fähigen Patrouillenleitern. Der Erfolg seines Systems ist überzeugend. Noch heute ist das System der kleinen Gruppe die pädagogische Keimzelle der Pfadfinderei. Sein Erfolg ist so groß, dass er schließlich den Auftrag erhält, 25 Mann des 13. Husarenregiment als Kundschafter auszubilden, die er von nun an Scouts nennt. Seine Erfahrungen schreibt er in dem Buch Nachrichtendienst und Kundschafterwesen nieder, das wenig später als Richtlinie für einen geprüften Scout dient.
Während einer Schlacht stirbt 1885 ein Zulu-Mädchen in B.P.s Händen an einem Bauchschuss. Da er sie wegen seiner mangelnden Erste-Hilfe-Kenntnisse nicht retten konnte macht er sich große Vorwürfe. So fordert er mit Erfolg, dass alle Soldaten der britischen Arme einen Erste-Hilfe-Kurs absolvieren müsse.
Bei einem Auftrag an Afrikas Goldküste in Zusammenarbeit mit den einheimischen Ashantis fallen BP (inzwischen 39 Jahre alt) einige besonders Fachkundige unter ihnen auf, die sich unter anderem auch immer mit der linken Hand begrüßen. Sie sind Mitglieder der Krobos. Jeder von ihnen wurde ab dem Beginn des 10. Lebensjahres speziell in Kundschafterwesen, Nachrichtenübermittlung, Medizin, Orientierung und anderen Waldläuferkünsten ausgebildet. Ihre Methoden gleichen zwar denen der britischen Scouts, doch sind sie ihnen weit überlegen. Bei ihnen lernt BP viel für die Pfadfinderei.
Bei einem Heimaturlaub (1896) schreibt B.P. das Buch Aids for Scouting. Es soll eine überholte Ausgabe seines ersten Buches sein.
Am 14. Juli 1899 bricht in Afrika der Burenkrieg aus. B.P. wird sofort nach Afrika versetzt. Als weit bekannter und erfolgreicher Offizier soll er die Stadt Mafeking gegen eine große Übermacht verteidigen. Mit viel Geschick, ausgefallenen Täuschungsmanövern (Strohpuppen in den Schützengräben, fiktiven Stolperdrähten) und allerlei anderen Tricks schafft es B.P. die Gegner hinzuhalten bis schließlich die lang versprochene Verstärkung ankommt – die Stadt ist gerettet. Währenddessen ist das Buch Aids for Scouting in England Jugendbestseller geworden. Jugendliche ziehen mit seinem Militärbuch als Anleitung mit Karte und Kompass los und spielen Pfadfinder.
Die Gründung der Pfadfinderbewegung
Zuerst tief erschrocken, glaubt B.P. dann doch, den Schlüssel gefunden zu haben, wie er Jugendliche begeistern kann. Er ist überzeugt, dass er bei den Jugendlichen, die noch weitgehend frei von Vorurteilen sind, anfangen muss, um die Gegensätze von Rasse, Religion, Nation und Reichtum abzubauen.
B.P. fängt sofort an. Er erinnert sich an „Das Gesetz für die Zeit wenn ich einmal älter bin“, so entwickelte er als erstes die Kluft, die die weltweite Zusammengehörigkeit der Pfadfinder darstellen soll. Zudem führt er die Lilie mit dem Wahlspruch „be prepared – Allzeit bereit“ und das Pfadfindergesetz ein. Als Beitrag zur Völkerverständigung, so überlegte er sich weiter, sollen die Pfadfinder viele Auslandfahrten machen und alle vier Jahre soll ein großes Weltpfadfindertreffen stattfinden – das Jamboree. Damit sich die Jugendlichen nicht mehr nach dem alten Buch richten, will er ein neues schreiben: Scouting for Boys.
Mit 43 Jahren wird B.P. wegen seinen außerordentlichen Taten zum Generalmajor befördert. 1907 kann er sich vom Militärdienst befreien und plant sofort das erste Pfadfinderlager. Schon am 15. Juli 1907 machen sich 22 Jungen aus allen Gesellschaftsschichten zur Brownsea-Island auf.
Dort bildet B.P. sie mit seinem System der kleinen Gruppe als Jungpfadfinder aus, so dass sie am 9. August mit dem Pfadfinderversprechen braungebrannt und aufgeladen mit Selbstbewusstsein wieder zurückkehren.
1908 erscheint schließlich sein neues Buch „Scouting for Boys“, das über Nacht zum Bestseller wird. 1909 trifft B.P. auf chilenische Pfadfinder. Er nimmt ihnen das Pfadfinderversprechen ab und erklärte sie zu Gründungsmitgliedern der ersten Pfadfindergruppe außerhalb Englands. Im gleichen Jahr veranstaltet er zwei große Pfadfinderlager und ein Pfadfindertreffen im Londoner Crystalpalast mit 11.000 Teilnehmern, dort trifft er auch mit großer Verwunderung auf die ersten Girl Scouts.
B. P. geht im Mai 1910 in Pension und widmete sich nun ausschließlich
der Jugendarbeit. Am 3. Januar 1912 bricht er zu einer Weltreise auf, um die Pfadfinder auf den verschiedensten Kontinenten zu besuchen. Auf einem Schiff begegnet er Olave St. Clair. Die beiden verloben sich sofort und heiraten gleich nach der Rückkehr. 1913 kommt der erste Sohn Peter auf die Welt. B.P. wächst die Arbeit über den Kopf. Nur an Wochenenden kommt er noch heim zu seiner Frau und zum Kind.
1914 bricht der 1. Weltkrieg aus, doch B.P. wird nicht eingezogen und bereitet alles auf das Kriegsende vor, um so schnell wie möglich über die große Bruderschaft der Pfadfinder für eine neue Völkerverständigung zu sorgen.
1919 bekommen die Pfadfinder den Gillwell-Park geschenkt. Dort wird ein Ausbildungszentrum für Scoutmaster eingerichtet. Alle Absolventen des ersten Lehrganges bekommen von B.P. das Woodbadge verliehen, das es auch heute noch gibt. Im Jahre 1920 erfüllt sich endlich B.P.s Wunsch vom großen Weltpfadfindertreffen: 8000 Pfadfinder aus 27 Ländern kommen zum ersten Jamboree in die Londoner Olympiahalle. B.P. wir dort zum „Chief Scout of the World“ ausgerufen. Olave Baden-Powell hat in der Zwischenzeit die Bewegung der Pfadfinderinnen übernommen, die ebenso einen unglaublichen Aufschwung erlebt.
Mit 81 Jahren beim 5. Jamboree verabschiedet er sich von den Pfadfindern. Den Kriegsausbruch 1939 erlebte er in Afrika, wo er sich am Ortsrand von Nyeri in Kenia ein Haus gebaut hatte. Den Pfadfindern, die ihn dort besuchten, schärft er ein, sofort nach dem Kriegsende das 6. Jamboree zu veranstalten.
Am 8. Januar 1941 stirbt B.P.
Zwei Jahre nach Kriegsende im Jahre 1947 findet in Moisson in Frankreich das 6. Jamboree statt.
„Verlasst diese Welt ein wenig besser als Ihr sie vorgefunden habt.“
B.P.s Abschlussrede
zum 1. Jamboree in London (GB)
„Pfadfinderbrüder! Ihr müsst Elite sein. Unstimmigkeiten bestehen zwischen den Völkern der Welt im Gedanken- und Gefühlsbereich, genau wie in ihrer Sprache und Lebensweise. Der Krieg hat uns gezeigt: Wenn eine Nation versucht, ihre eigenen kleinlichen Wünsche gegen andere durchzusetzen, dann entbrennt notgedrungen eine grausame Auseinandersetzung.
Das Jamboree hat uns aber gelehrt: Wo gegenseitige Achtung und Toleranz herrschen, da entsteht Sympathie und Harmonie. Wenn ihr damit einverstanden seid, dann lasst uns von hier weggehen mit dem ganzen und ungeteilten Willen unter uns selbst und unter anderen Jungen diese Kameradschaft zu fördern durch den weltweiten Geist der pfadfinderischen Brüderlichkeit. Und so mögen wir mithelfen am Wachstum von Frieden und Glück in der Welt und an der Zunahme des Wohlwollens unter den Menschen.“
B.P.s Abschiedsrede beim 5. Jamboree in Vogelenzang (NL) 1937
„Das Symbol unseres Jamboree ist der Jakobsstab. Das ist ein Instrument, mit dem die Seefahrer alter Zeiten ihren Weg über das Meer fanden. Lasst es auch für uns Menschen der Jetztzeit ein Zeichen sein, das uns führt in unserem Leben. Es ist das Kreuz, das für alle jene unter Euch, die Christen sind, den Weg weist; es ist aber auch ein Kreuz, das viele Arme hat; diese sind ausgestreckt, alle Glaubensbekenntnisse einzuschließen. Diese acht Arme zusammen mit Spitze und Fuß des Zeichens erinnern uns an die zehn Punkte des Pfadfindergesetzes. Hört nicht auf, mit diesem Zeichen den Geist des Wohlwollens zu verbreiten [ …] Und nun wird es Zeit, dass ich Euch „Auf Wiedersehen“ sage. Ich wünsche Euch ein glückliches Leben. Ihr wisst, dass sich viele von uns in dieser Welt nicht mehr wiedersehen werden. Ich stehe in meinem 81. Lebensjahr und mein Leben neigt sich dem Ende zu. Die meisten von Euch stehen erst am Anfang und ich wünsche Euch, dass Euer Leben glücklich und erfolgreich wird. Ihr könnt selbst dazu beitragen, wenn Ihr Euer Bestes tut, um das Pfadfindergesetz zu erfüllen, jeden Tag, was immer ihr zu tun habt, wo immer ihr auch sein werdet!
Ich wünsche Euch, dass Ihr das Zeichen des Jamborees, das Ihr auf Euren Uniformen tragt, behütet. Ich hoffe, dass Ihr daran festhaltet und es als etwas Kostbares wert haltet und Euch immer daran zu erinnern versucht, was es bedeutet. Es wird eine Erinnerung sein an die glücklichen Zeiten, die Ihr in diesem Lager mitgemacht habt, es wird Euch daran erinnern, die zehn Punkte unseres Pfadfindergesetzes zu halten als das, was Euch durchs Leben führt; und es wird Euch an die vielen Freunde erinnern, denen Ihr auf diese Weise durch Euer brüderliche Gesinnung dazu beitragt, Gottes Friedensreich unter den Menschen auszubreiten.“
Abschiedsbrief an die Pfadfinder der Welt
„Liebe Pfadfinder!
In dem Theaterstück „Peter Pan“, das Ihr vielleicht kennt, ist der Piratenhäuptling stets dabei, seine Totenrede abzufassen, aus Furcht, er könne, wenn seine Todesstunde käme, dazu keine Zeit mehr finden. Mir geht es ganz ähnlich. Ich liege zwar noch nicht im Sterben, aber der Tag ist nicht mehr fern. Darum möchte ich noch ein Abschiedswort an Euch richten. Denkt daran, dass es meine letzte Botschaft an Euch ist, und beherzt sie wohl.
Mein Leben war glücklich, und ich möchte nur wünschen, dass jeder von Euch ebenso glücklich lebt.
Ich glaube, Gott hat uns in diese Welt gestellt, um darin glücklich zu sein und uns des Lebens zu freuen. Das Glück ist nicht die Folge von Reichtum oder Erfolg im Beruf und noch weniger von Nachsicht gegen sich selbst. Ein wichtiger Schritt zum Glück besteht darin, dass Ihr Euch nützlich erweist und des Lebens froh werdet, wenn Ihr einmal Männer sein werdet.
Das Studium der Natur wird Euch all die Schönheiten und Wunder zeigen, mit denen Gott die Welt ausgestattet hat. Euch zur Freude. Seid zufrieden mit dem, was Euch gegeben ist, und macht davon den bestmöglichen Gebrauch. Trachtet danach, jeder Sache eine gute Seite abzugewinnen.
Das eigentliche Glück aber findet Ihr darin, dass Ihr andere glücklich macht. Versucht, die Welt ein bisschen besser zurückzulassen, als Ihr sie vorgefunden habt.
Wenn dann Euer Leben zu Ende geht, mögt Ihr ruhig sterben im Bewusstsein, Eure Zeit nicht vergeudet, sondern immer Euer Bestes getan zu haben.
Seid in diesem Sinn „allzeit bereit“, um glücklich zu leben und glücklich zu sterben. – Haltet Euch immer an das Pfadfinderversprechen, auch dann, wenn Ihr keine Knaben mehr seid.
Euer Freund
Baden Powell of Gilwell“
Abschiedsbrief an die Pfadfinderinnen
„Meine lieben Pfadfinderinnen!
Dies ist mein Abschiedsbrief an Euch, der letzte, den Ihr von mir bekommen werdet. Er soll Euch daran erinnern, wenn ich nicht mehr bin, dass Eure Aufgabe im Leben ist, selbst glücklich zu sein und andere glücklich zu machen. Das klingt bequem und leicht, nicht wahr? Fangt damit an andere Leute glücklich, indem Ihr ihnen Gutes tut. Über das Selberglücklichsein braucht Ihr Euch keine Gedanken zu machen, denn das kommt dann, wie Ihr merken werdet, von selbst. […]
Ihr werdet hart arbeiten müssen. Der Lohn wird aber nicht ausbleiben. Wenn Eure Kinder gesund, unverdorben und unternehmungslustig heranwachsen dürfen, werden sie glücklich sein und glückliche Kinder lieben ihre Eltern. Eine reinere Freude als die Liebe eines Kindes gibt es nicht.
Ich bin überzeugt, dass Gott unser Glück in diesem Leben will. Wir dürfen auf einer Erde leben, die voller Schönheit und Wunder ist. Gott versah uns nicht nur mit Augen, um das alles wahrzunehmen, sondern auch mit dem Verstand, diese ganze Pracht zu erfassen. Wir dürfen es nur nicht an der inneren Einstellung fehlen lassen. Wir können uns freuen am hellen Sonnenschein und einer schönen Landschaft. Wir können mit Staunen betrachten, wie aus dem Samenkorn die junge Pflanze wächst. Sie trägt Blüten, die in sich neue Blumen birgt, wenn sie selbst zugrunde geht. Wenn auch, wie beim Menschen, die einzelne Pflanze stirbt, ihre Art stirbt nicht aus, denn neue entstehen und wachsen empor, um den Plan des Schöpfers zu erfüllen. Ihr werdet erkennen, dass Ihr Frauen in zweifacher Hinsicht bestimmt seid, Helferinnen an der Schöpfung Gottes seid: Einmal, um Eure Familie weiterzutragen, Kindern das Leben zu schenken, die an die Stelle der Verstorbenen treten werden; zum anderen, um Glück in die Welt zu bringen, indem Ihr das Glück in Euer Heim bringt und selbst ein gütige, heitere Gefährtin Eures Mannes und Eurer Kinder seid. Das ist es, was Euch besonders betrifft. Gefährte zu sein bedeutet, Interesse an der Arbeit und den Plänen Eures Mannes zu haben, ihm in Zuneigung und mit Euren eigenen Vorschlägen zu helfen und auf diese Weise Schutzengel zu sein. Auch dadurch, dass Ihr Eure Kinder zu starken und guten Charakteren erzieht, auf das leibliche Wohl und die Gesundheit achtet, werdet Ihr ihnen helfen, das Leben besser und glücklicher zu leben. Je mehr Liebe und Glück Ihr auf diese Weise verschenkt, desto mehr werdet Ihr die Liebe Eures Mannes und Eurer Kinder haben und etwas Schöneres gibt es auf dieser Welt nicht.
Ihr werdet sehen, dass der Himmel nicht irgendein fernes Glück jenseits der Wolken ist für die Zeit nach dem Tode, sondern dass Ihr ihn schon vorher in diese Welt, in Euer Heim hereinholen könnt. Führt andere so zum Glück und Ihr werdet Euch selbst Glück bringen. In der Erfüllung dieser Aufgabe tut Ihr genau das, was Gott von Euch will. Gott sei mit Euch!“
Zitate
Ihr solltet euch immer auf euch selbst und nicht darauf verlassen, was andere für euch tun können. „Paddle dein Kanu selbst!“
Baden-Powell
Es gibt keine religiöse Seite der Pfadfinderbewegung. Das Ganze basiert auf Religion, das heißt, auf der Erkenntnis Gottes und des Dienstes an ihm.
Baden-Powell
Pfadfindertum ist nicht nur Spaß, sondern fordert auch viel von euch.
Baden-Powell
Das Pfadfindergesetz ist unsere bindende, disziplinäre Kraft. Der Junge wird nicht durch TU-DAS-NICHT geleitet, sondern durch TU-DAS geführt. Das Pfadfindergesetz wurde eher als Leitfaden für seine Tätigkeiten, denn zur Unterdrückung seiner Fehler erfunden.
Baden-Powell
Der Mensch, der blind für die Natur ist, hat nur das halbe Vergnügen am Leben gehabt.
Baden-Powell
Eine schlechte Gewohnheit ist wie ein schlechter Zahn. Reiß ihn aus! Aber die Lücke muss geschlossen werden, weniger des Ansehens wegen, als für den Gebrauch.
Baden-Powell
Charakter hat mehr Wert als irgendeine andere Eigenschaft im Leben.
Baden-Powell
Mit Dienst meine ich, sich selbst dem Willen zu unterwerfen, hilfsbereit zu sein, ohne an eine Gegenleistung oder Anerkennung zu denken.
Baden-Powell
Bücher sind wie eine Schatzkammer, ausgestattet mit Gold und Edelsteinen – und auch ein bisschen Unsinn. Es ist ungeheuer spannend, die Kammer zu entdecken und selbst zu entscheiden, was wertvoll ist und was nicht; was du behalten möchtest und was dir nicht gefällt.
Baden-Powell
Im Trupp müsst ihr selbst denken und auf eigenen Füßen stehen. Ihr müsst von selbst aufhören, einer Menge zu folgen, wenn ihr nicht sicher seid, dass die Menge sich auf einem pfadfinderischen Weg befindet. Ihr müsst davon absehen, etwas aufzugeben, nur weil es schwierig und hart erscheint. Ihr braucht echten Mut und Stetigkeit.
Baden-Powell
Ein echter Pfadfinder ist immer der Geduldigste der Menschen: Er sorgt sich nicht darum, wenn ihm nicht alles sofort gelingt, sondern er wartet und arbeitet ruhig und bestimmt, bis es schließlich doch am Ende „klappt“ – in kleinen Dingen ebenso wie in großen.
Baden-Powell
Christus gab uns sein Leben, um uns ein Beispiel zu geben, nämlich „bereit zu sein“ – egal was es uns selber kostet -, die richtige Sache für andere zu tun.
Baden-Powell
Ein paar geschulte Augen sind ebenso gut wie ein Dutzend Paar ungeschulte.
Baden-Powell
Pfadfinden ist das Wesen des „Scouting“. Es bedeutet, deinen Weg für dich zu finden, so dass du darin hilfreich sein kannst, anderen den Weg zu zeigen.
Baden-Powell
Beobachtung und die Folgerung daraus sind Grundlagen allen Wissens. Die Wichtigkeit der Beobachtungs- und Folgerungskraft für den jungen Staatsbürger kann daher gar nicht stark genug betont werden. Kinder haben eine sprichwörtliche rasche Beobachtungsgabe, dies schläft aber ein, wenn sie älter werden, weitgehend deshalb, weil eine neue Erfahrungen ihre Aufmerksamkeit fesseln, die sie bei Wiederholungen vernachlässigen. Beobachtung ist in der Tat eine Gewohnheit, in der ein Junge geschult werden muss. Spurenverfolgung ist ein interessanter Schritt dazu. Das Ziehen von Schlussfolgerungen daraus ist die Kunst, Begründungen daraus abzuleiten und den Sinn und die Bedeutung der beobachteten Fährten zu erfassen. Sobald Beobachtung und Folgerung daraus eine Gewohnheit für den Jungen geworden sind, ist ein großer Schritt zur Entwicklung des Charakters getan.
Baden-Powell
Seid nicht zufrieden mit dem Was, sondern erforscht das Warum und das Wie.
Baden-Powell
Gott hat uns eine Welt gegeben, die voller Schönheiten und Wunder ist, und er hat uns nicht nur die Augen gegeben, um sie zu sehen, sondern auch den Verstand, sie zu verstehen, wenn wir nur die Vernunft haben, sie in diesem Lichte zu sehen.
Baden-Powell
Der Ehrgeiz soll nicht darin liegen, zu sehen, wie weit du dich von der Arbeit drücken kannst, sondern darin, wie viel du hineinstecken kannst.
Baden-Powell
Als Rover solltet ihr euch vergegenwärtigen, dass ihr beim Überschreiten der Schwelle vom Jugendlichen zum Erwachsenen nicht länger lernt, das Pfadfindergesetz zu befolgen, sondern es tatsächlich als Richtlinie eures Verhaltens im Leben bleibt.
Baden-Powell
Es ist nutzlos, ein oder zwei ausgezeichnete Jungen zu haben, und der Rest ist überhaupt nicht gut. Ihr müsst versuchen, sie alle ziemlich gut zu machen. Der wichtigste Schritt dazu ist euer eigenes Beispiel, weil eure Pfadfinder das, was ihr selbst tut, ebenfalls tun werden. Erinnert euch daran, dass ihr sie führen, nicht stoßen müsst.
Baden-Powell
Pfadfinder tragen die Ärmel ihrer Hemden aufgerollt, weil ihnen dies mehr Freiheit gibt, aber es entspricht auch ihrem „Allzeit bereit“ für jede Aufgabe, die sich ergeben mag.
Baden-Powell
Während du dein Leben auf dieser Erde lebst, versuche einiges Gute zu tun, das nach dir hier verbleiben wird.
Baden-Powell
Den richtigen Geist gewinnt ein Junge zu einem wesentlichen Grade durch die richtige Tätigkeit, während die Tätigkeit des Mannes durch den Geist inspiriert wird. So regen wir im Wölfling die Praxis der Durchführung guter Taten an und setzen sie beim Pfadfinder fort. Somit wird durch Handeln der Geist der Hilfsbereitschaft in ihm entwickelt. Als Rover und als Mann schließlich wird er durch den Geist angeregt, Opfer zu bringen und Hilfsbereit zu sein.
Baden-Powell
Beim Spielen erwartet ihr nicht vom Mannschaftsführer, dass er euch immer sagt, wann ihr losrennen oder den Ball an jemanden in eurer Mannschaft weitergeben sollt; ihr macht das alles von selbst. Ihr wisst, was der Mannschaftsführer von euch will, und ihr tut das Richtige, ohne darauf zu warten, dass es euch gesagt wird.
Baden-Powell
Die Pfadfinderbewegung ist eine weltweite Bruderschaft. Du wirst irgendwann Gelegenheit haben, bei einem Jamboree Pfadfinder von vielen Nationen zu treffen.
Baden-Powell
Vergiss niemals, dass der Zustand eines alten Lagerplatzes, nachdem das Lager benutzt ist, genau sagt, ob die Sippe bzw. der Trupp, der ihn benutzt hat, auf Draht ist oder nicht.
Baden-Powell